Wer's genau wissen will....

Es ist nicht so ganz einfach, wenn man merkt, man hat zwar die gleichen Träume wie die anderen, mit Familie und Kindern, aber eine Frau passt da nicht rein. Mit einem Mann wäre das perfekt.
Aber niemand ist da, mit dem man darüber reden könnte. Man hat nie zwei Männer Hand in Hand über die Straße gehen gesehen.

Irgendwann passierte es dann trotzdem, das erste Mal. Nach einer Gartenparty auf der Kellertreppe - wie romantisch. Und ich war 16. Das war noch illegal damals, denn er war über 18.
Danach hab ich ihn aus den Augen verloren.

Mit 19 hab ich ihn wiedergetroffen und wir waren sogar gemeinsam im Urlaub. Ein völliger Reinfall. Er wurde zur Horrorvorstellung eines Schwulen, aber der einzige, den ich kannte -ich hab mir dann erstmal eine Freundin gesucht. Das war auch ganz okay, aber nicht das Wahre.
Mit 21 war es wieder soweit, mir war endgültig klar, ich bin nicht wie mein erster, aber trotzdem schwul. Durch meine Ausbildung war ich drei Wochen lang in Freiburg, weit weg von allen Bekannten, da kann man sich ja mal in eine schwule Kneipe trauen. Es hat trotzdem eine Stunde gedauert, bis ich mich durch die Tür getraut habe.

Von da an ging alles recht schnell weiter, ich lernte andere Schwule kennen, sogar in Brühl, und ein halbes Jahr später sagte ich auch meinen Eltern, was Sache ist. Sie haben sich zwar nicht unbedingt gefreut, aber eigentlich toll reagiert, mittlerweile weiß es die ganze Familie und keiner, nicht mal meine Großeltern, haben Probleme damit. Das entkräftet für mich das beliebte Vorurteilsargument, "die sind schon zu alt, um das zu verstehen". Sind sie nicht!

Langsam machte ich meine ersten Gehversuche in der Kölner Szene und lernte, zum Glück, schnell meinen ersten Freund kennen. So war ich kein zur Jagd freigegebenes Frischfleisch. Und als die Beziehung nach fast vier Jahren unrettbar vorbei war, kannte ich mich schon etwas aus.

1997 kam ich dann zum Kulturschock, 1999 zum Seitenwechsel, wo ich Standard- und Lateinamerikanische Tänze trainiert habe. Der Seitenwechsel ist ein Tanzverein für gleichgeschlechtliche Paare. So lernte ich immer wieder neue Leute kennen, ohne dass dem ein Anbaggern in der Kneipe vorangeht, was sehr angenehm ist. Vor allem seit ich wieder fest vergeben bin! Leider musste ich das Tanzen im Frühjahr 2003 aufgeben, aus Zeitgründen. Und auch beim Kulturschock trete ich derzeit aus verschiedenen Gründen sehr viel kürzer.

Ich lebe hier ziemlich offen, in einem großen Bekannten- und einem tollen Freundeskreis. Und wer mich finden will, kann mich auch finden.

Das soll jetzt mal reichen, so viel liest ja eh keiner durch. Und wenn Du doch mehr wissen willst, dann schreib mir einfach eine Email.