| VHS-Kurse 
       Irgendwann tu ich’s einfach. Irgendwann ist es soweit. Dann  drucke ich kleine Flugblätter mit Werbung für einen imaginären VHS-Kurs, die  ich dann vielen Menschen in die Hand drücke, die mich immer wieder nerven! 
  Ich stelle mir das folgendermaßen vor: 
      
        
          Dozenten gesucht! 
             
              Die VHS bietet neue  Kurse an, sucht dafür aber noch Dozenten!  
              Es geht um folgende  Themen: 
            1) Im Weg stehen –  Anfängerkurs: Mit Hilfsmitteln oder in Gruppen 
  2) Im Weg stehen –  Fortgeschrittenenkurs: Ohne Hilfsmittel, allein 
  3) Im Weg stehen –  Profikurs: Mit Hunden und in Bewegung auf größeren Flächen 
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      Möglichen Dozenten begegne ich fast täglich. Leider. 
      Hier ein Beispiel für den Anfängerkurs: 
  Ich gehe durch die Stadt, der Bürgersteig ist locker drei  bis vier Meter breit, nur wenige Menschen sind unterwegs. Ich komme also gut  durch, bis, ja, bis zu dieser jungen (ersatzweise älteren) Frau, die sich mit  einer Freundin (ersatzweise Nachbarin) unterhält, dabei ihren Kinderwagen  (ersatzweise Einkaufs-hinterher-zieh-Rollwagen) festhält. Alles ordentlich  nebeneinander, quer über den ganzen Weg aufgereiht. Kein Vorbeikommen. 
  Manchmal, wenn dann doch noch ein enger Durchlass  freigeblieben ist, fühle ich mich schon zu der Bemerkung herausgefordert:  „Entschuldigung, aber das können sie doch besser. Hier ich noch ein Stückchen  frei, es könnte noch jemand durch kommen!“ 
      Ein Beispiel für die Fortgeschrittenen: 
        Sie sind schon seltener, aber man muss vor ihrer Kunst  staunend anhalten. Und wenn nicht staunend, dann weil sie einen eben nicht durchlassen. 
        Ich bin mit dem Rad unterwegs, fahre den Rhein entlang. Der  Weg ist gute zwei Meter breit, eigentlich kein Problem, sogar überholen ist  leicht möglich (was auf den sonst üblichen, viel zu engen Kölner Radwegen nicht  der Fall ist). 
        Aber was ist das? Da geht jemand so geschickt in  Zick-Zack-Linien, dass man nicht vorbei kommt. Noch schöner, ja eleganter, wenn  derjenige auf der Stelle immer hin und her läuft. Es gibt Experten, die machen  das so geschickt, dass es noch nicht einmal unnatürlich aussieht. Da unterhält  man sich z.B. mit jemandem, der leider nicht mit im Weg stehen will, also lacht  der Fortgeschrittene einfach sehr herzhaft und wird vom Rückstoß des eigenen  Lachens immer wieder einpaar Schritte rückwärts getrieben, krümmt dabei den  Oberkörper nach vorn, und kann so geschickt noch mehr Raum versperren. Dann  wieder vorgehen und das Ganze von vorn beginnen. Das ist schon die höhere Kunst  des im-Weg-Stehens! Beeindruckend! 
      Aber doch trotzdem nichts gegen die schichte Perfektion  eines Profis! 
  Wie viel Zeit muss dieser Mann (er hat sicher nichts anderes  mehr zu tun) geübt haben, um diese Stufe zu erreichen? Ich begegne ihm (leider)  öfters auf dem Weg zur Arbeit. Er steht da, unbeirrbar, auf der Weggabelung,  hat dabei seine zwei Hunde so dressiert, dass sie in entgegengesetzte  Richtungen laufen, um im Unterholz zu schnuppern. Und mit den kaum sichtbaren,  entrollten Leinen versperren sie zwei der drei hier zusammen kommenden Wege –  und damit den dritten gleich mit. Hochachtung, mein Herr, allein das Kunststück  ist schon beachtlich, aber erst Ihre Haltung dabei, wie Sie ganz ruhig bleiben,  wenn jemand durch die Sträucher am Wegesrand ausweichen muss! Das ist ganz  groß! Besonders muss hier auch hervorgehoben werden, dass diese Art des  Im-Weg-Stehens noch die Chance beinhaltet, in der Dämmerung einen Radfahrer,  dieses lästige Pack, vorübergehend aus dem Weg zu schaffen. Diese Hundeleinen  bieten so viel Spaß! 
  Das wird nur noch durch die zwei Jungs übertroffen, denen  ich neulich begegnen durfte. Sie fuhren vor mir nebeneinander einen Waldweg  entlang. Nichts besonderes, ihre Größe zeigte sich erst, als ich heran kam. Auf  mein zweites Klingeln drehte sich einer von ihnen um, sagte: „oh!“ und  reagierte sonst nicht. Sowas nenne ich (Im-Weg-) Stehvermögen! Ich war  begeistert! Das sind Profis und wir können uns alle etwas von Ihnen abgucken! 
      Leider frage ich mich dabei schon wieder, ob für diese Kurse  überhaupt Nachfrage besteht. Dozenten stehen an jeder Ecke, aber die möglichen  Teilnehmer werden immer weniger. Aber egal, irgendwann tu ich’s einfach! 
        
      PS: Noch ein Hinweis an alle, die sich in einer der  beschriebenen Personen wiederfinden:  
      Entweder Ihr macht was aus Eurem Talent oder geht gefälligst das nächste  Mal zur Seite!!! |