| Vielen Dank für 
      Ihr Verständnis   Ich 
        bin mal wieder auf der Autobahn unterwegs. Das bringt eine Beziehung auf 
        Entfernung nun mal mit sich. Die Sonne brennt herrlich, ein Cabrio wäre 
        jetzt prima. Ne Klimaanlage hab ich nicht, wenn ich das Fenster öffne, 
        kann ich meine Musik nicht mehr hören. Naja, dann lasse ich mir eben 
        von der Lüftung die Augen trocken pusten. Hauptsache Sonne... 
        Aber was ist das? Überholt da schon wieder ein LKW einen Kollegen 
        und bremst damit die nächsten 300 nach ihm kommenden PKWs aus? Nein, 
        ein Stau. Super. Im Verkehrsfunk nennt sich sowas "zähfließender 
        Verkehr". Hilft mir nicht weiter. Mir ist heiß. Ich hab keine 
        Lust, hier meine Zeit zu vertrödeln! Immerhin kann ich das Fenster 
        wieder runter kurbeln. Ach, dieser würzige Duft nach frischem, heißem 
        Diesel! Da kommen Erinnerungen hoch! 
        Irgendwann bin ich dann da angekommen, wo der Stau beginnt. Eine "Baustelle". 
        Lustige Schilder im rot-weißen FC-Design stehen todesmutig dicht 
        an den vorbeirollenden Autos, halten einen Streifen Autobahn frei, auf 
        dem keine Menschenseele zu sehen ist. Alles klar. Etwas später, die 
        "Baustelle" ist passiert, ich kann wieder Gas geben, steht es 
        rotzfrech da: Das Schild mit der Aufschrift "Vielen Dank für 
        Ihr Verständnis". 
      Ich 
        bin in Köln unterwegs, es regnet, deshalb fahre ich mal Bahn. Das 
        Wartehäuschen ist gefüllt mit Wartenden. Na gut, dann werd ich 
        eben nass, die Bahn kommt ja gleich. Da sehe ich die Durchlaufschrift: 
        "Wegen Unfähigkeit unseres Planungsbüros haben die Bahnen 
        der Linie XY 20 Minuten Verspätung. Vielen Dank für Ihr Verständnis." 
      Mir 
        reichts. Ich kann mich noch erinnern, dass früher einmal um Verständnis 
        gebeten wurde. Und ganz früher, man kann es sich heute kaum mehr 
        vorstellen, wenn man es nicht selbst erlebt hat, da wurde um Entschuldigung 
        gebeten! Aber diese Zeiten sind offenbar vorbei. Wer heute kein Verständnis 
        hat, hat eben Pech gehabt.  
        Irgendwie ist das doch auch wieder ein Symptom der Servicewüste, 
        in der wir verdursten. Ein schlauer Mensch hat neulich im Fernsehen zu 
        bedenken gegeben, dass, solange es uns auffällt, wenn wir gut bedient 
        wurden, etwas schief läuft, da wir uns offensichtlich an das schlecht 
        bedient werden als Normalzustand gewöhnt haben. Ich habe da kein 
        Verständnis mehr für. Besonders nicht, wenn es von mir, quasi 
        als Bürgerpflicht, stillschweigend vorausgesetzt wird.  
        Und irgendwann fällt mir auch noch ein, wie ich mich dagegen wehren 
        oder zumindest rächen kann. 
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